1. Haptik

Die Griffschalen aus Buchsbaum, dem besten europäischen Drechselhartholz, des Lucus besitzen eine 3D Kontur. Es liegt perfekt in der Hand.

2. Klingengeometrie und Bauweise

Die Form ist ein Drop-Point, dessen Spitze sich leicht oberhalb der Griffmittelachse befindet. Vom 5 mm starken Klingenrücken erfolgt ein gleichmäßiger Flachschliff über die 35 mm breite Klinge bis zur sehr scharf abgezogenen Schneidfase. Die Konstruktion als Full-Tang ist maximal stabil und aus meiner Sicht immer einem gesteckten oder durchlaufenden Flach- oder Runderl vorzuziehen.

3. Gewicht und Handhabung

Man hat kein Superleichtgewicht in der Hand und das ist auch gut so ! Denn das Gewicht der Klinge wirkt sich positiv = arbeitserleichternd auf die Arbeit aus (s.u.)

Durch die Bauweise ist das Lucus leicht grifflastig. Der Balancepunkt liegt etwa in Höhe der unteren Griffschraube. Dies ist jedoch kein Nachteil, denn das Messer läßt sich extrem gut führen und:

Dank des Lanyard kann man es hervorragend verlängern.

Wie ?

Man erkennt diejenigen die von der Funktion des im deutschen Fangriemen genannten, durch das Lanyardloch geführten und zu einer Schlaufe verknoteten Stücks Paracordleine keine Ahnung haben daran, daß sie sich die Schlaufe über das Handgelnk steifen. Oft genug in Videos zu sehen.

Eine gebräuchliche Anwendung ist die folgende:

In die offene Handfläche blicken, Lanyard mit der Schneide des Messers vom Körper weg orientiert am Daumen einhängen,Hand zum Körper hin einrollen. Fertig.

Das jetzt um dien Handrücken verlaufende Lanyard ermöglicht sicheres kraftschlüssiger Arbeiten ohne die Hand und Armmuskulatur durch einen „Dauerklammergriff“ zu ermüden,

Damit kann man das Lucus weiter hinten am Griff fassen und es hervorragend zum leichten Hacken/ Entasten einsetzen.

4. Einsatz

Auf meinen Waldwanderungen habe ich immer eine Kombination aus Machete / Messer und Säge (Silky, keine andere) dabei, Dazu ein kleines Neckknife oder Taschenmesser.

Das Lucus ist ein guter Allrounder. Es erledigt alle Holzarbeiten problemlos und nach 3 Einsätzen bislang ohne jeglichen Schärfeverlust. Für die Nahrungszubereitung bevorzuge ich einen rostträgen Stahl. Hier und auch zum Essen schlägt sich das Lucus hervorragend. Rundvertiefungen in Holz in fein (Bogenbohrer, Feuer) und in grob (Biwakbau) bewältigt es problemlos. Für große Stangen und Äste auch anspruchsvoller Art mit 60 Grad gewinkelten Spitzen ist die Machete (Condor village Parang) zuständig. Feinere Nacharbeiten für höhere Passgenauigkeit: Lucus macht’s.

Nach oben und außen geführter ziehender Schnitt mit umgedrehter Klinge: Dank des erstklassigen Griffes super zu handeln und für den Stahl des Lucus kein Problem.

Für feine Schnitzarbeit ist das kleine Neckknife oder Taschenmesser zuständig.

Feathersticks mit dem Lucus geht , obwohl ein Skandischliff hier zu bevorzugen ist, auf Zack, weil das Messer durch seinen hervorragenden Griff eine ausgezeichnete Kontrolle der Kombination aus drückendem und ziehenden Schnitt erlaubt.

Der jagdliche Einsatz mit Blutarbeit und Aufbrechen der Schale wurde nicht getestet.

Dazu ist in Punkto Hygiene zu bemerken , daß das Lucus absolut und unter der Lupe nicht die geringsten Spalten unterhalb des Milimeterbereiches aufweist. Das sehr dichte Buchsbaumholz nimmt so gut wie keine Flüssigkeit auf, was ein Grund war, weshalb es vor der Einführung von Hightech Materialien im Angelsport für Rollen und Spulen verwendet wurde.

Im nassen jagdlichen Einsatz ist das Mitführen eines Reinigungstuches allerdings angezeigt, da die Lederscheide hier gegenüber Kydex im Nachteil ist.

5. Trageweise und Lederscheide

Es ist eine Geschmacks- und Gewohnheitsfrage was Mann / Frau bevorzugt.
Ich persönlich mag keine taktischen Messer, kein Kydex, Kein dunkles Micarta oder G10. Es ist mir, bei aller zugestandenen Funktionalität, schlicht zu häßlich.
Auf der Nordhalbkugel bevorzuge ich traditionelle Holzgriffe und ordentliche Lederscheiden. Bei einer Dschungelexpedition sähe das anders aus.

Auch ein Grund das Lucus zu kaufen war die Lederscheide, die alle möglichen Trageweisen und das Anbringen einer kleinen Vortasche (Feuerstahl/strikter/schärfer/minilight) erlaubt.

Die von mir bisweilen bevorzugte „taktische“ Trageweise am Schultergurt des Mollerucksacks ist für dieses, am Übergang von kleinen zu mittelgroßen Messern sich befindende Lucus gerade noch möglich, Quer am Gürtel ist komfortabel, senkrecht sowieso. Hervorzuheben ist die Öse am Kopfende mit der man einen Dengler installieren kann. Zwei weitere Ösen am unteren Scheidenende sollen einen Beinriemen aufnehmen. Ich werde hier Ösen zur Aufnahme eines breiten Riemens mit Schnellverschluß anbringen.

Fazit:

Dieses Messer erhält von mir 5 Sterne. Es braucht den Vergleich mit dem von mir bis dato als eines der besten und durchdachtesten Outdoormesser erachteten SOS-Knife von Victorinox / Christof Hagen (SOS, Survival Outdoor Schule) nicht zu scheuen.
Die Verarbeitungsqualität ist nicht bloß gut, sie ist ausgezeichnet.

Und das für ein Serienmesser zu diesem Preis.

Hinzuzufügen sind nur noch 5 Sterne für Herrn Schrader, der sich in nun schon gewohnter Manier, und das bedeutet in persönlichen Kontakt (!) , worauf ich in Ablehnung der sozial unverträglichen und zerstörerischen digitalen Plattformökonomie besonders viel Wert lege, um das Angebot und die Besorgung des Messers gekümmert hat.

Glückauf

Ihr

Jens Hock